28.11.2007
Talentstadt Hamburg ist Vorreiter in der frühen Förderung des mathematisch, naturwissenschaftlich, technischen Nachwuchses
Hamburg fördert seine mathematisch, naturwissenschaftlich und technisch begabten Talente mit einem in der Bundesrepublik Deutschland einzigartigen Kooperationsprojekt: Auf Initiative der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) gehen „Kinderforscher“ auf Entdeckungsreise in die Welt der Naturwissenschaft und Technik. Grundschüler der dritten und vierten Klassen experimentieren und entdecken zum Beispiel, was Brücken zusammenhält, warum Flugzeuge fliegen, wie ein Hefeteig aufgeht. Neugier, Originalität und Kreativität speziell mathematisch, naturwissenschaftlich, technisch interessierter Talente werden zu einem idealen Zeitpunkt gefördert und ihre Freude am eigenständigen Arbeiten und Forschen wird geweckt.
Die „Kinderforscher“ sind eine Initiative der TUHH in Kooperation mit der Beratungsstelle für besondere Begabungen (BbB), namentlich des TUHH-Wissenschaftlers Prof. Dr. Andreas Liese sowie Gesine Liese, Lehrerin für Mathematik und Chemie. Im Unterschied zu den bundesweit durchgeführten „Kinder-Unis“, bei denen der Vortrag im Mittelpunkt steht, geht es den „Kinderforschern an der TUHH“ um entdeckendes Lernen durch eigenständiges Experimentieren in Kleingruppen. Die „Kinderforscher“ sind ein weiterer Baustein eines umfassenden Angebotes der TUHH im Rahmen der schulischen Nachwuchsförderung. Erstmals wird damit an der TUHH versucht, bereits Grundschüler ganz gezielt für Technik und Forschung zu begeistern.
Nach dem großen Erfolg des Pilotprojekts in der Grundschule In der Alten Forst im letzten Jahr wird das Projekt auf insgesamt fünf Hamburger Grundschulen ausgedehnt: die Clara-Grundwald-Schule, die Schule Schenefelder Landstraße, die Schule An der Gartenstadt, die Schule Altonaer Straße, die Schule In der Alten Forst. In der Schule In der Alten Forst haben die „Kinderforscher an der TUHH“ Anstöße für weitere schulische Vorhaben gegeben: Diese Grundschule in direkter Nachbarschaft zur TUHH hat einen zusätzlichen Wahlpflichtkursus „Experimentieren“ während der regulären Schulzeit eingerichtet und bereits weitere Experimente mit der dreifachen Anzahl an Kindern durchgeführt.
Insgesamt 125 Schülerinnen und Schüler, ausgewählt von ihren Klassenlehrerinnen, sind von November 2007 bis Januar 2008 an je einem Fördernachmittag pro Woche jeweils dienstags als „Kinderforscher“ unterwegs. Sie experimentieren abwechselnd im wöchentlichen Rhythmus in ihren Klassenzimmern und den Laboren der TUHH. Das im Labor Erforschte wird in der Schule vertieft und gleichzeitig das nächste Experiment an der TUHH vorbereitet. In den Instituten erleben die Kinder hautnah, wie die Forschung aktuelle Themen ihres Alltags weiter entwickelt und damit werden für sie Naturwissenschaft und Technik zu verständlichen Interessensgebieten. Für die jeweiligen Experimentierstunden stehen den Pädagogen speziell vorbereitete Unterrichtsmaterialien zur Verfügung.
Das Konzept für die „Kinderforscher an der TUHH“ inklusive der 60-seitigen Lehrerunterlagen haben die Chemie- und Mathematiklehrerin Gesine Liese und ihr Mann, Prof. Dr. Andreas Liese, unter Mitarbeit der Ingenieurin Julia Husung entwickelt. Die Themen der Experimentierstunden sind zum Beispiel: „Warum schwimmen Schiffe?“ „Wie funktionieren Telefone?“ „Wie kann man aus Abfall Strom machen?“ In der Einführungsveranstaltung am 6. November in der TUHH für alle 125 Schüler ging es um die Frage: „Wie wird man Forscher“. Zur Abschlussfeier im Januar 2008 sind außer den Schülern auch deren Eltern und die beteiligten Lehrer eingeladen. Pro Schule sind drei individuelle auf 25 Schüler begrenzte Instituts- und Laborbesuche vorgesehen. Hinzu kommt für alle ein Bibliotheksbesuch.
Wissenschaftssenator Jörg Dräger: „Wenn man Talente entdecken und fördern will, müssen Kinder bereits frühzeitig für Wissenschaft und Forschung begeistert werden. Mit neuen Lernformen können Kinder erfolgreich an Wissenschaft und Studium herangeführt werden. Die Initiative bestätigt einmal mehr, wie wichtig die Zusammenarbeit von Schulen und Hochschulen bei der Ausbildung künftiger Fachkräfte ist. Ich danke der Technischen Univerrsität Hamburg-Harburg und den beteiligten Schulen für ihr tolles Engagement.“
Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig: “Kinder sind ständig am Forschen, Entdecken und Erfinden. Diese Neugierde aufzunehmen und zu fördern, bietet eine einmalige Chance, Kinder früh an naturwissenschaftliche Fragestellungen heranzuführen. So werden zu einem idealen Zeitpunkt bereits wichtige Grundlagen für das Verständnis von komplexen mathematisch-naturwissenschaftliche Zusammenhängen gelegt. Ich freue mich, dass die Technischen Universität Hamburg-Harburg gemeinsam mit der Behörde für Bildung und Sport dieses in die Zukunft weisende Projekt realisieren kann.“
TUHH-Präsident Prof. Dr.-Ing. Edwin Kreuzer: „Die wirtschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung Deutschlands ist gefährdet, wenn es uns nicht gelingt, mehr junge Menschen für technische und naturwissenschaftliche Studienfächer zu begeistern. Deshalb engagiert sich die TUHH in vielerlei Weise in der Nachwuchsförderung. Mit dem Projekt „Kinderforscher“ wollen wir wieder einmal einen Impuls geben und Grundschüler anhand von Alltagsthemen mit Forscherfragen vertraut machen.“
Gesine Liese, Chemie-und Mathematiklehrerin: „In der heutigen automatisierten und digitalisierten Welt wollen wir wieder den Forschergeist entdecken. Die Kinder sollen die Welt der Naturwissenschaften und Technik selbst erleben und als für sie erstrebenswertes Ziel erkennen. Wenn Kinder früh lernen, sich für ein Interessensgebiet zu begeistern, gehen sie motivierter zur Schule.“
Hintergrund:
Bildung und Wissenschaft sind unsere Zukunft. Deutschland braucht junge, neugierige Menschen, die sich für Forschung und Technik begeistern. Gemessen am Bedarf von Industrie und Wissenschaft wagen sich viel zu wenige Abiturienten an ein Studium der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft oder Technik. Weit über 10 000 Ingenieurstellen bleiben in Deutschland mangels geeigneter Bewerber unbesetzt. Diese Nachwuchslücke wird größer und bedroht zusehends die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands.
Kinder verlieren ihr natürliches Interesse an Naturphänomenen oft schon in den ersten Schuljahren. Frontalunterricht, der allein auf Wissensvermittlung setzt, lässt keine Zeit für das Experiment, schon gar nicht für das eigene Experimentieren. Entdeckendes Lernen, das vom Erleben über das Fragen zum Wissen führt, braucht Zeit zum Nachdenken und Raum für das eigenständige Arbeiten und Forschen.
Zu guter Letzt Lao-Tse (chin.Philosoph):
Sage mir, und ich werde es vergessen,
Zeige mir, und ich werde mich daran erinnern,
beteilige mich, und ich werde es verstehen.
Weitere Informationen: http://www.kinderforscher.de
TUHH - Pressestelle
Jutta Katharina Werner
E-Mail: pressestelle@tuhh.de