10.11.2025

"Was immer die politischen Ziele Hamburgs sein werden, eine moderne und leistungsfähige TU sollte Hamburg sich leisten, auch um seiner Zukunft willen."
Heinrich Mecking beim Festakt zu seiner Verabschiedung als Präsident der TU Hamburg(-Harburg) 1993
Heinrich Mecking wurde 1930 in Klein-Reken geboren. Nach dem Abitur lernte er zunächst den Beruf des Hauers im Kohlebergbau seiner westfälischen Heimat. Bis 1955 war er auf der Zeche Fürst Leopold Baldur in Hervest Dorsten. 1955 begann er mit dem Studium der Physik an der Universität Köln, das ihn dann über die Universität Münster an die RWTH Aachen führte, wo er 1962 diplomierte, 1967 promoviert wurde und 1973 habilitierte. Zahlreiche Forschungsaufenthalte, vor allem in den USA, befruchteten seine wissenschaftlichen Arbeiten. In Würdigung wissenschaftlicher Verdienste zeichnete die Deutsche Gesellschaft für Materialkunde (DGM) Heinrich Mecking bereits 1978 mit der Tammann-Gedenkmünze und 1997 mit der Heyn-Denkmünze aus.
1980 wurde Mecking als einer der ersten Professoren an die neu gegründete Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) berufen, um dort die Werkstoffphysik und -technologie in Forschung und Lehre zu vertreten. Zwischen 1987 und 1993 war Professor Mecking erster gewählter Präsident der TUHH. In dieser Zeit sind zahlreiche für die TUHH wichtige Entscheidungen gefallen. Es entstanden die Bauabschnitte I, II und III auf dem Campus und die personelle und bauliche Erweiterung der TUHH wurde politisch abgesichert. Bundesweit erstmalig wurde ein Globalhaushalt an der jungen TUHH eingeführt; 1992 wurde auf seinen Beschluss hin die erste Technologie-Transferstelle einer Hochschule, die TuTech der TUHH, in eine eigene GmbH umgewandelt. Sichtbares Zeichen einer intensiven Zusammenarbeit mit der Wirtschaft war die Grundsteinlegung für das Technologiezentrum Hamburg-Finkenwerder (THF). Diese neue Form der Kooperation zwischen Hochschule und Wirtschaft als Public-Private Partnership wurde mit der Daimler Benz Aerospace Airbus GmbH konzipiert und umgesetzt, zu der auch eine Stiftungsprofessur für Flugzeugsystemtechnik gehörte. 1992 wurde unter der Ägide von TUHH-Präsident Mecking eine weitere Stiftungsprofessur für Wasserwirtschaft und Wasserversorgung auf Initiative der Hamburger Wasserwerke eingerichtet.
Präsidentschaft 1987 - 1993
Als erster gewählter Präsident hat Mecking von 1987 bis 1993 entscheidend zur Konsolidierung der jungen TUHH und deren Weiterentwicklung beigetragen. Vor allem gelang es ihm, die Weichen für die personelle und bauliche Erweiterung der Hochschule gestellt. Unter seiner Leitung wurde die strategische Entwicklung der Hochschule in Forschung und Lehre nachdrücklich geprägt. Zudem zeichnet er verantwortlich für die Neuordnung der interdisziplinären Forschungsschwerpunkte und den Aufbau der Werkstoffwissenschaften zu einem Center of Excellence von internationalem Renommee. Als Initiator und Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereichs 371 „Mikromechanik mehrphasiger Werkstoffe“ hat er auch nach seiner Präsidentschaft die Etablierung der Technischen Universität Hamburg(-Harburg) als Forschungsuniversität wesentlich gefördert.
Heinrich Mecking war ein Vorbild als Präsident und Professor der TU Hamburg, so betonte es auch der frühere Wissenschaftssenator der Prof. Leonhard Hajen anlässlich der Emeritierung von Mecking im Jahr 1997. Meckings hohes persönliches Engagement auch über seine Wirkungszeit als Professor hinaus wurde nicht zuletzt im Jahr 2000 mit der Verleihung des Titels des Ehrensenators der TU Hamburg(-Harburg) gewürdigt. Mecking galt bereits seit Beginn seiner Tätigkeit für die TUHH als stets verbindlicher und vertrauenswürdiger Gesprächspartner und Verhandler. Er war geschätzt als Mensch und Kollege im Kreis der Professorenschaft und hochgeachtet bei seinen Mitarbeitenden, genauso wie bei allen Mitarbeitenden der noch jungen Technischen Universität. Diese Hochachtung wurde ihm auch während seiner Amtszeit von Stakeholdern und der Politik entgegengebracht. Er konnte zuhören und formte sich seine Meinung aus der Abwägung seines Zieles mit den Argumenten aus seiner Umgebung. Dabei zeichnete ihn ein konstruktiver Pragmatismus aus, stets das Mögliche zu erreichen, aber durchaus auch Kompromisse einzuschließen, wenn am Ende doch die beste Lösung als Ziel vor Augen blieb. Sein visionäres Leitbild für den Aufbau „seiner“ Technischen Universität Hamburg war zutiefst von seiner Erfahrung als junger Mensch geprägt, als der Beruf des Ingenieurs noch als klassischer akademischer Aufsteigerberuf galt. Er verband seine Erfahrung aus dem gelernten Beruf mit dem zur Wissenschaftskarriere berufenden Ingenieur- und Materialwissenschaftler. Sowohl in seiner wissenschaftlichen Karriere als auch als Präsident galt Mecking als Verkörperung des Leitbilds der TU Hamburg. Er war ein exzellenter Wissenschaftler und eine vorbildliche Führungspersönlichkeit, den Menschen und dem Menschsein zutiefst verpflichtet. Bescheidenheit in den persönlichen Ansprüchen zeichnete ihn aus. Dabei fehlte nie sein durch seine westfälische Heimat geformter Humor, mit dessen Hilfe er scheinbar komplizierte Situationen mit heiterer Gelassenheit zu kommentieren wusste, so dass zugleich auch eine Lösung angedeutet wurde: Warum unnötig kompliziert betrachten, wenn es auch einfach geht? Typisch war seine Anekdote über die Ungeduld in der akademischen Verwaltung. Von seinem Kanzler angesprochen auf verzögerte Rückmeldungen der Professorenschaft zu einem wichtigen Vorhaben, über die sich Mecking im ersten Moment selbst ärgerte, kommentierte er spontan: „Als Professor habe ich auch immer gesagt: Wenn die Verwaltung mit einem Brief einen Termin setzt, wird es nicht so wichtig sein. Wenn es wirklich wichtig ist, wird mich mein Präsident daran erinnern.“
Sein Engagement für Wissenschaft und seine zahlreichen Ämter erfüllten sein Leben. Buchstäblich lebte er, wie fast die gesamte „erste Aufbau-Generation“ der Mitarbeitenden der TU Hamburg-(Harburg), in dauernder Erreichbarkeit. Erst zum Ende seiner Amtszeit als Präsident trat er einen längst geplanten Kurzurlaub mit den scherzhaften Worten an: „Wenn es brennt in der TU, ruft ihr mich nicht an. Die brennt auch ohne mich. Löschen müsst ihr!“
Die TU Hamburg verliert mit Professor Dr.-Ing. Heinrich Mecking einer ihrer Gründerväter, einen sie prägenden Lenker und Entscheider, einen hochgeachteten und verdienstvollen Wissenschaftler und Humanisten. Heinrich Meckings Andenken und sein Name sind feste Bestandteile der Geschichte der TU Hamburg. Die Angehörigen der TU Hamburg trauern um einen ihrer Großen. Unsere mitfühlenden Gedanken sind bei der Familie Mecking.
Glück auf, Heinrich Mecking!
TUHH - Pressestelle
Ruediger Bendlin
E-Mail: bendlin@tuhh.de
Tel.: +49 40 428 78 3330