21.04.2023
Am 23. März 2021 geriet das Containerschiff Ever Given in einen Sandsturm und lief im Suezkanal auf Grund. Vor und hinter dem Schiff stauten sich mehr als 400 weitere Schiffe. Erst sechs Tage später konnte der Frachter freigeschleppt werden. Ein Ereignis, das sich auf die gesamte Weltwirtschaft und ihre Lieferketten auswirkte. Hier setzt die Forschung von TU-Professor Christian Thies an: „Die Untersuchung dieser Lieferketten finde ich sehr spannend, insbesondere wie sie resilient gestaltet werden können, um besser auf unerwartete Ereignisse wie die Blockade des Suezkanals zu reagieren. Außerdem interessiert mich, wie unternehmerische Entscheidungen bezüglich Standorten, Lieferstrukturen oder Produktionstechnologien die Nachhaltigkeit der Lieferketten beeinflussen“, erklärt Prof. Thies und führt aus: „Die Lieferketten vieler Produkte sind äußerst komplex und erstrecken sich über viele Länder. Ein modernes Elektroauto besteht beispielsweise aus über 2.000 Teilen, die von hunderten Lieferanten in der ganzen Welt bezogen werden. Diese arbeiten wiederum mit zahlreichen Unterlieferanten zusammen, sodass ziemlich große Netzwerke entstehen.“
Soziale und ökonomische Ziele in Einklang bringen
Solche Netzwerke untersucht Christian Thies im Rahmen der Juniorprofessur für Resilient and Sustainable Operations and Supply Chain Management an der TU Hamburg. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bildet die Nachhaltigkeitsbewertung in globalen Lieferketten. „Meine wissenschaftliche Arbeit unterstützt unternehmerische Entscheidungsträger dabei, die Umweltwirkungen in ihren Lieferketten transparenter zu machen und geeignete Verbesserungsmaßnahmen zu identifizieren.“ Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass dabei nicht an anderen Stellen neue Probleme auftreten, beispielsweise durch strategische Abhängigkeiten von bestimmten Rohstoffen oder schlechte Arbeitsbedingungen bei deren Abbau. „Daher versuche ich in meiner Arbeit basierend auf einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis sowohl ökologische als auch soziale Aspekte mit ökonomischen Zielen in Einklang zu bringen“, erklärt der Wissenschaftler.
Bevor Prof. Thies an die TU Hamburg wechselte, war er als Forschungsgruppenleiter am Lehrstuhl für Produktion und Logistik der Technischen Universität Braunschweig tätig und hatte die Co-Leitung der Arbeitsgruppe Sustainable Supply Chains and Factory Systems an der Battery LabFactory Braunschweig inne. Nach einem Forschungsaufenthalt an der University of Rhode Island (USA) wurde er – ebenfalls an der TU Braunschweig – promoviert. Die Juniorprofessur an der TU Hamburg kam für den Wirtschaftsingenieur genau zum richtigen Zeitpunkt: „Ich freue mich riesig, dass ich die Stelle bekommen habe.“ Mit seiner Frau unternimmt Christian Thies gerne ausgiebige Fahrradtouren durch das Alte Land. Nur für sein zweites Hobby, das Wandern und Skifahren, ist die große Entfernung von Hamburg zu den Bergen ein kleiner Nachteil. Die nächste Hüttentour in den Alpen ist allerdings schon für die vorlesungsfreie Zeit im Sommer geplant.
Weitere Informationen finden Sie unter https://www.tuhh.de/oscm/home
TUHH - Pressestelle
Elke Schulze
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