Alternative Energiequellen – wichtig wie nie

Welches Potenzial in Küchenabfällen steckt

21.06.2022

Aus Küchenabfällen Biogas gewinnen - das geht am besten, wenn der Müll richtig getrennt wird.
Aus Küchenabfällen Biogas gewinnen - das geht am besten, wenn der Müll richtig getrennt wird. Foto: Canva

Die Abkehr von russischem Erdgas und die Forderung nach einer Energiewende verlangen eine Kehrtwende in vielen Bereichen des Energiesektors. Ein bislang nicht ausgeschöpftes Potenzial bietet die Erzeugung von Biomethan aus Küchenabfällen. Von 85 Kilogramm in privaten Haushalten generierten Küchenabfällen pro Person und Jahr werden bislang nur etwa 21 Kilogramm über die Biotonne eingesammelt und für eine weitere Verwertung zu Biogas und Kompost genutzt. Wie man diese Abfälle in ein Erdgassubstitut umwandeln kann, erklärt Wissenschaftlerin Ina Körner. Sie leitet die Forschergruppe Bioressourcenmanagement des Instituts für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz an der Technischen Universität Hamburg:

Warum wird nur etwa ein Viertel unserer Küchenabfälle verwertet? 

Das fängt schon bei der Mülltrennung an. Ein Großteil der Küchenabfälle landet fälschlicherweise im Restmüll, wird damit verbrannt und geht so für eine hochwertige energetische und stoffliche Verwertung verloren. Aus dem Anteil, der in die Biotonne kommt, wird zudem vielerorts kein Biogas gewonnen, sondern Kompost hergestellt. 

Die Nutzung von kleinen Gefäßen mit Deckel ist zur Bioabfalltrennung in der Küche empfehlenswert.
Die Nutzung von kleinen Gefäßen mit Deckel ist zur Bioabfalltrennung in der Küche empfehlenswert.

Wie kann man Biogas als Erdgassubstitut nutzbar machen? 

Biogas enthält hauptsächlich Methan und Kohlendioxid. Durch die Entfernung des Kohlendioxids kann man Biomethan erzeugen, das einen ähnlichen Brennwert wie fossiles Erdgas hat. Nur etwa 15 Prozent der 115 kommunalen Biogasanlagen Deutschlands arbeiten nach diesem Prinzip und speisen Biomethan in das Erdgasnetz ein. Da ist also noch Luft nach oben. 

Welche Auswirkungen hätte die energetische Nutzung der Küchenabfälle?

Würde man das Küchenabfallpotenzial aller 83 Millionen Einwohner Deutschlands zur Biomethanerzeugung nutzen, könnte der Gasverbrauch von 2,8 Millionen Menschen für ein Jahr gedeckt werden. Auch wenn der Gasverbrauch beim Wohnen in Zukunft vermutlich geringer wird, ein vollständiger Verzicht durch Energieeinsparung und Substitution durch andere Energieträger ist nicht denkbar. Biomethan bietet also eine Möglichkeit, einen Beitrag zum Erdgasersatz durch einen regenerativen Energieträger zu leisten.

Wie lässt sich dieses Ziel erreichen? 

Wir alle können dazu beitragen, indem wir unseren Küchenabfall  besser trennen. Die Nutzung von kleinen Gefäßen mit Deckel ist zur Bioabfalltrennung in der Küche empfehlenswert. Im Vergleich zu Kunststoff- oder Papierbeuteln spart das Ressourcen und schont den Geldbeutel. Je mehr gesammelt wird, desto höher ist der Anreiz zum Neubau und zur Aufrüstung von Kompost- und Biogasanlagen zur Biomethangewinnung. Die Politik könnte außerdem die Küchenabfalltrennung konsequenter einfordern. Es sollte eine Rate über 65 Prozent angestrebt werden. Zudem können weitere kommunale Reststoffe wie zum Beispiel bestimmte Grünabfälle und Klärschlämme sowie Gülle und Mist aus der Landwirtschaft zur Biomethanerzeugung eingesetzt werden. 

Weitere Informationen unter https://tore.tuhh.de/handle/11420/12877


TUHH - Pressestelle