02.06.2020
Professorin Kathrin Fischer leitet das Institut für Quantitative Unternehmensforschung und Wirtschaftsinformatik an der TU Hamburg. Sie erzählt, wie sie ihre Lehrveranstaltungen für das Sommersemester 2020 digitalisiert hat und sie möglichst interaktiv gestaltet.
War es eine Herausforderung für Sie, die Vorlesungen zu digitalisieren?
„Als zur Umstellung auf digitale Veranstaltungen aufgerufen wurde, habe ich mich erst gefragt, wie das funktionieren soll. Im Nachhinein war es daher ein Glücksfall für mich, dass ich im März eigentlich zu einer Konferenz fahren wollte, die dann wegen des Shutsdowns online über Zoom stattfand. So konnte ich das Videotool als Teilnehmerin kennenlernen und mich damit vertraut machen.“
Welche Veranstaltungen halten Sie derzeit und in welcher Form?
„Ich nutze Zoom für die Veranstaltung ‚Operations Research’ im Master mit 34 Studierenden und im Bachelor für die Vorlesung ‚Einführung in quantitative Methoden in der Logistik’ mit etwa 60 Teilnehmern. Die Besucherzahl ist dieselbe wie sonst in den Vorlesungen, sogar noch etwas höher. Ich sehe ja, wie viele Teilnehmer sich eingeloggt haben. Vor allem die Masterveranstaltung ist kontinuierlich gut besucht. Ich fand es von Anfang an besser, die Vorlesungen nicht aufzuzeichnen, sondern sie live mit der Möglichkeit zum Austausch anzubieten.“
Mitmachen erwünscht
Vor allem in der größeren Bachelor-Veranstaltung benutzt Kathrin Fischer während der Vorlesung das Zoom-Umfragetool und baut so Verständnisfragen in die Vorlesung ein. Das ermuntert zum Mitdenken. So kann sie sich auch zu Beginn jeder Vorlesung einen Eindruck über die Lernergebnisse der vorherigen Veranstaltung verschaffen und sieht, ob sie bestimmte Inhalte noch einmal wiederholen muss.
Während der Vorlesung arbeitet sie mit Folien, die vorher über die digitale Lernplattform StudIP bereitgestellt werden und die sie in der Veranstaltung auf dem Tablet ergänzt, indem sie beispielsweise Rechnungen einfügt. Damit alles gut klappt, benötigt sie Unterstützung. Deshalb ist sie bei den Online-Vorlesungen nicht allein, sondern wird von mindestens einem ihrer Mitarbeitenden unterstützt. Denn der Chat, ein Zoom-Tool, in dem Teilnehmer Fragen stellen oder Anmerkungen schreiben können, läuft immer mit. Als weiteres interaktives Medium nutzt die Professorin für ihre vorlesungsbegleitenden Übungen das Zoom-Tool der „Break-out-Rooms“. Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen teilen die Studierenden in Kleingruppen ein und können durch die einzelnen virtuellen Räume hin- und herspringen und Fragen zu den dort gestellten Übungsaufgaben beantworten.
Schließlich verwendet Professorin Fischer noch ein Online-Tool, auf das sie besonders stolz ist: „Dann haben wir noch unser Online-Lernmodul, das wir unabhängig von der derzeitigen Situation letztes Jahr mit Unterstützung des Zentrums für Lehre und Lernen (ZLL) neu entwickelt haben. Das passt jetzt wunderbar. Und zwar stellen wir auf der Lernplattform ILIAS interaktive Übungsaufgaben bereit. Die Studierenden bekommen direkt ein Feedback im System, ob sie eine Aufgabe richtig gelöst haben. Der große Vorteil ist, dass die Studierenden daran jederzeit, unabhängig von Veranstaltungszeiten, arbeiten können.“
Das klingt, als würde es so gut funktionieren, dass Hörsäle und Seminarräume in Zukunft überflüssig werden könnten?
„Nein, auf keinen Fall“, ist sich Kathrin Fischer sicher. „Insgesamt läuft es besser als gedacht, aber mir fehlt der persönliche Kontakt. In der größeren Bachelorvorlesung haben die Teilnehmer ihre Kameras ausgestellt. Ich sehe nicht, ob jemand lächelt oder nickt. Das fühlt sich schon so an, als würde man in einen leeren Raum sprechen. Den persönlichen Kontakt und Austausch ersetzt das Digitale also nicht, deshalb freue ich mich darauf, in den Hörsaal zurückzukehren.“
Text: Elke Schulze
TUHH - Pressestelle