Klimawandel - Zentrum für Klimafolgen-Engineering und -Management in Public-Private-Partnership eröffnet

20.02.2008

In Hamburg wird heute das Zentrum für Klimafolgen-Engineering und -Management im Beisein von Wissenschaftssenator Jörg Dräger, Ph.D. (Cornell U.), sowie Stadtentwicklungs-und Umweltsenator Axel Gedaschko offiziell eröffnet. Es ist das erste seiner Art in Deutschland. Das als gemeinnützige Forschungseinrichtung in Public-Private-Partnership zwischen der Technischen Universität Hamburg- Harburg (TUHH) und dem Hamburger Bauunternehmen HC Hagemann construction group gegründete Zentrum agiert an der Nahtstelle zwischen Forschung und Praxis und soll den Transfer innovativer Techniken und Methoden zunächst auf dem Gebiet des Hochwasser-und Küstenschutzes beschleunigen.

Sitz des neuen Zentrums für anwendungsorientierte Forschung und Grundlagenforschung ist die Elbinsel Wilhelmsburg und damit ein vom Klimawandel besonders betroffener Stadtteil Hamburgs. Es werden 3,0 Millionen Euro investiert und damit bis 2011 rund 37 Arbeitsplätze für Forscher, Wissenschaftler und Techniker geschaffen. Der Gesellschaftervertrag wurde im Januar zwischen dem Präsidenten der TUHH, Prof. Dr.-Ing. habil. Edwin Kreuzer, und dem Geschäftsführer und Inhaber der HC Hagemann construction group, Arne Weber, geschlossen.

Der Klimawandel erfordert in weitaus stärkerem Maß als bisher technische Maßnahmen zur Bewältigung seiner Folgen für den Lebensraum der Menschen. Selbst wenn die für den Klimaschutz zuletzt auf dem EU-Gipfel am 8. März 2007 in Brüssel beschlossenen Maßnahmen umgesetzt werden, sind die sich abzeichnenden Konsequenzen des Klimawandels nicht mehr vollständig abzuwenden: So wird der Temperaturanstieg mit den daraus resultierenden Folgen wie Hochwasser, Sturmfluten, Starkregenereignisse oder auch Trockenheiten sowohl in den Küstenregionen als auch im Binnenland zu einer Bedrohung des Lebensraums werden.

Während sich besonders in Hamburg bereits zahlreiche Institutionen intensiv mit der Erforschung des Klimawandels beschäftigen, herrscht bezüglich des Managements der Folgen bundesweit noch großer Nachholbedarf: Zur Abwehr der Gefahren und zum Schutz des Lebensraums der Menschen werden zunehmend Innovationen gebraucht. Für ein umfassendes Klimafolgen-Engineering und -Management sind vor allem die Ingenieurwissenschaften gefordert. Deren Aufgaben konzentrieren sich auf die Entwicklung von Technologien und Methoden im Umgang mit extremen klimatischen Zuständen.

Im Vordergrund der Aktivitäten im Zentrum stehen die Wasser-und Umweltwissenschaften. Das Konzept sieht eine Ausdehnung auch auf andere ingenieurwissenschaftliche Bereiche vor. Eines der ersten Forschungsvorhaben wird die Entwicklung eines Standards für mobile Hochwasserschutzwände und -systeme sein sowie die Prüfung und Zertifizierung solcher Systeme. Hierzu liegen nach Aussage von Prof. Dr. Erik Pasche, Leiter des Instituts für Wasserbau an der TUHH, bereits Aufträge aus Norwegen und der Schweiz sowie Anfragen aus weiteren europäischen Ländern vor. In einem anderen Forschungsprojekt geht es um die Entwicklung hochwassersicherer Gebäude (“Dry-Proofing-Technology“). Außerdem beschäftigen sich die Wissenschaftler und Bauingenieure mit der Entwicklung neuer Wege beim Bauen über dem Wasser und im Wasser. Breiten Raum wird auch die Entwicklung regenerativer sowie klimaschonender Gebäudetechnik in Bürobauten einnehmen. So entwickelt die HC Hagemann construction group aktuell in Kooperation mit TUHH-Wissenschaftlern beispielsweise mit dem „Shark“ genannten Bürohaus einen zukunftsweisenden Gebäudetyp auf Pfählen, der an steigende Wasserstände angepasst werden kann.

Des Weiteren sind „passive“ Klimatisierungstechniken – Bauen über Wasserflächen – sowie der Einsatz von polyurethangebundenen Uferbefestigungen im Küstenschutz Gegenstand der Zusammenarbeit zwischen den Theoretikern und Praktikern am Pollhornbogen.

In den kommenden Monaten wird eine Reihe verschiedener Versuchseinrichtungen und Teststände in den ehemaligen Gebäuden der Hamburger Wasserwerke aufgebaut. Hierzu zählen zum Beispiel eine Wasserbau- Versuchsrinne für die Simulation von Erosionsvorgängen bei Starkregen sowie der Neubau eines – etwa 300 Quadratmeter großen und 450 Kubikmeter fassenden - Beckens für Tests an mobilen Hochwasser-Schutzwänden.

Hamburg stärkt mit dem neuen Zentrum in Wilhelmsburg auch den aufstrebenden Süden der Stadt. Zugleich ist die Public-Private-Partnership ein weiterer wichtiger Baustein zur Aufwertung dieses Stadtteils und „Leuchtturm“ im Rahmen der bis 2013 laufenden Internationalen Bauausstellung IBA auf der Elbinsel.

Jörg Dräger, Ph.D. (Cornell U.), Senator für Wissenschaft und Forschung: „Ich begrüße die Gründung des Zentrums für Klimafolgen-Management und wünsche allen Beteiligten bei der künftigen Zusammenarbeit in diesem Kompetenznetzwerk viel Erfolg! Dies ergänzt hervorragend unsere Bemühungen, Hamburg zu einer Modellstadt des Klimaschutzes zu entwickeln. Die Entscheidung von Wissenschaft und Wirtschaft, ihre Kompetenzen in einem gemeinsamen Zentrum für anwendungsorientierte Forschung zusammenzubringen, ist ein wichtiger Impuls für die künftige Entwicklung Hamburgs und der Klimaforschung.“

Axel Gedaschko, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt: „Das neue ‚Zentrum für Klimafolgen-Engineering und -Management‘ ist doppelt wichtig: Erstens ist es ein weiteres wesentliches Element des Klimaschutzkonzepts Hamburg im Bereich Angewandte Wissenschaften. Zweitens ist es wichtiger Bestandteil des ‚Sprungs über die Elbe‘. Nach dem Beschluss, die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt in die Wilhelmsburger Mitte zu verlagern, zeigt auch die Gründung des ‚Zentrums für Klimafolgen-Engineering und -Management‘, wie sehr dieser hochinteressante Raum im Blickfeld steht.“

TUHH-Präsident Edwin Kreuzer: „Das Zentrum eröffnet neue Perspektiven für die mit den Folgen des Klimawandels beschäftigten Wissenschaftler der TUHH: Der Weg zwischen Forschung und Anwendung wird kürzer. Forschungsergebnisse münden unmittelbar in Anwendungen, und Erfordernisse der Praxis werden schneller neue Forschungen auslösen. Davon wird vor allem unser neuer Forschungsschwerpunkt ‚Energie, nachwachsende Rohstoffe und Umwelt‘ profitieren. Das Zentrum ist ein weiteres Beispiel für die lebendige Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, die an der TUHH seit ihrer Gründung bewährte Praxis ist.“

Arne Weber, Geschäftsführer HC HAGEMANN: „Hochwasserschutz, Küstenschutz und Hafenbau sind langjährige Kernkompetenzen der Firma HC Hagemann. Darüber hinaus beschäftigen wir uns in unserer Projekt-und Immobilienentwicklung intensiv mit den Themen ‚Hochwassersicheres Bauen‘, ‚Bauen über dem Wasser und im Wasser‘ sowie ‚Nutzung regenerativer und klimaschonender Gebäudetechnik‘. Aktuell arbeiten wir in diesem Zusammenhang am Projekt ‚Shark‘, einem Gebäude, das adaptiv an steigende Hochwasserpegel angepasst werden kann. Aus unserer Beteiligung am Zentrum erhoffen wir uns insgesamt eine breite Palette von Synergien für unsere tägliche Arbeit.“

Uli Hellweg, Geschäftsführer IBA Hamburg: „Die Rolle der Stadt im Klimawandel ist ein Schwerpunktthema der IBA Hamburg. Deshalb ist das ‚Zentrum für Klimafolgen-Engineering und -Management‘ ein ganz wichtiger Partner für die wissenschaftliche Begleitung und Auswertung unserer Projekte. Außerdem schafft das Zentrum qualifizierte Arbeitsplätze in Wilhelmsburg und ist sicherlich ein eindeutiges Signal für die Attraktivität des Standortes.“

Rückfragen der Medien:

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Pressestelle der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt,
Tel: 040 / 428-40-3249, Fax: 040 / 428-40-3735
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Jutta Werner
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Kirsten Rösner
Fa. HC HAGEMANN construction group
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