Karl-Heinz-Ditze-Stiftung würdigt herausragende ingenieurwissenschaftliche Leistungen an der TUHH

09.07.2007

Preisverleihung
PreisverleihungFoto: TUHH/Jupitz 
<! @page { size: 21cm 29.7cm; margin: 2cm } P { margin-bottom: 0.21cm } >Die Hamburger Karl-Heinz-Ditze-Stiftung wird am Dienstag, 10. Juli, um 18 Uhr, an der TUHH zum achten Mal den Karl-H.-Ditze-Preis für besondere Leistungen in den Ingenieurwissenschaften verleihen.

 

Dr. Michael Krause und Dr. Jun Quan erhalten für ihre viel beachteten Dissertationen jeweils 2000 Euro. Janna Heinicke sowie Petar Kiš werden für ihre herausragenden Diplomarbeiten mit jeweils 1500 Euro ausgezeichnet. Der traditionelle Preis für ein „innovatives studentisches Projekt“ in Höhe von 3000 Euro geht in diesem Jahr an das TUHH-Team der Ingenieure ohne Grenzen Hamburg. Einen Sonderpreis in Höhe von 1500 Euro erhalten die Studenten Jonas Witt, Robert Kesten und Björn Annighofer für ihr Konzept zum Bau eines Quadrokopters.

Die Preise werden morgen im Rahmen einer Feierstunde im Karl-H.-Ditze-Hörsaal vom Vorstandsmitglied der Karl-H.-Ditze-Stiftung Uwe Toben überreicht. TUHH-Präsident Prof. Dr. Ing. Edwin Kreuzer wird die Preisträger sowie weitere Gäste aus Wissenschaft und Wirtschaft begrüßen. Im Anschluss an die feierliche Preisverleihung lädt die Stiftung zu einem Empfang ins Foyer des Gebäudes Audimax I, Schwarzenbergstraße 95, ein.


Die Preisträger:

Dr. Michael Krause (30), Nachwuchswissenschaftler an der TUHH

Seine Dissertation hat weltweite Beachtung gefunden. Im Mittelpunkt der überwiegend theoretisch orientierten Arbeit auf dem Gebiet der Optischen Kommunikationstechnik („Efficient Raman Amplifiers and Lasers in Optical Fibers and Silicon Waveguides New Concepts“) steht der Raman-Verstärker und -Laser in Silizium. Auf diesem neuen Gebiet, das erst vor wenigen Jahren, 2003/2004, mit vereinzelten Vorexperimenten und erstmals in den USA entdeckt wurde, hat der TUHH-Promovent Pionierarbeit geleistet: Krause gelang es zu einem sehr frühen Zeitpunkt, die Eigenschaften von Silizium-Ramanlasern genau zu beschreiben, ein Jahr bevor dies in der Zeitschrift Nature beschrieben und von dem Unternehmen Intel realisiert wurde. Zur Analyse nichtlinearer Prozesse sowie zum Entwurf Erfolg versprechender Verstärker- und Laserstrukturen in Silicon-on-Insulator (SOI) hat der promovierte Ingenieur und Nachwuchswissenschaftler der TUHH eine große Zahl wichtiger Beiträge geliefert.


Dr. Jun Quan (29), Projektingenieur bei der Continental AG in Hannover

Seine Arbeit gilt auf dem Gebiet der Bauwerksdynamik als richtungsweisend. Je höher und schlanker ein Gebäude ist, desto gefährdeter ist es bei Wind und Erdbeben. Die Interaktion zwischen einem Bauwerk und dem angrenzenden Untergrund war Gegenstand der Untersuchungen von Jun Quan. Der in Guangzhou geborene Chinese hat in seiner Dissertation („Meshfree Methods in Soil-Structure Interaction“) Probleme der Wellenausbreitung mit verschiedenen netzfreien Methoden untersucht. Seitdem steht erstmalig ein Rechenmodell zur Verfügung, welches es erlaubt, verschiedene elementfreie Verfahren sowohl im Falle des Bauwerks als auch zur Erfassung des Baugrunds einzusetzen. Quans Entwicklungen werden in Rechenmodelle einfließen, mit denen es möglich sein wird, hohe und schlanke Bauwerke sicher auszulegen und außerdem Fragen der Ausbreitung von Erschütterungen z.B. durch Verkehrswege zu untersuchen. Die Dissertation entstand im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs „Erhaltungsprinzipien in der Modellierung und Simulation mariner, atmosphärischer und technischer Systeme“ in enger Kooperation mit Mathematikern, Meteorologen, Physikern und Ingenieuren. Dr. Jun Quan ist heute Projektingenieur bei der Continental AG.

Janna Heinecke (26), Patentanwaltskandidatin in München

Janna Heinecke hat mit ihrer Diplomarbeit („Zellfreie Proteinexpression einer rekombinanten Reversen Transkriptase“) die Pharmaindustrie auf sich aufmerksam gemacht. Ihr ist es gelungen, einen Biokatalysator, der bei Virusinfektionen eine entscheidende Rolle spielt, unter zellfreien Laborbedingungen herzustellen. Anders als bei den meisten anderen mikrobiologischen Verfahren kommt das neue System komplett ohne lebende Bakterien oder Pilze aus. Anna Heinecke stellt mit Hilfe eines Bioreaktors eine spezielle „reverse Transkriptase“ her. Das ist ein Enzym, das es Viren ermöglicht, sich in menschlichen Blutzellen zu vermehren. Es „übersetzt“ die Viren-RNA in DNA – die wiederum von der infizierten Zelle abgelesen werden kann. Viele moderne AIDS Medikamente zielen darauf, die reverse Transkriptase zu blockieren. Um jedoch noch effektivere Medikamente oder andere Einsatzgebiete für dieses Schlüsselenzym zu finden, muss man die reverse Transkriptase genau untersuchen. Bisher entzog sich diese der Massenproduktion. Das neue Verfahren ist der erste Schritt, um noch präzisere Analysen des Enzyms durchzuführen aber auch, um in Zukunft künstlich hergestellte reverse Transkriptase industriell für den aufstrebenden Zweig der molekularen Diagnostik zu nutzen.

Petar Kiš (27), Promovent am Institut für Thermofluiddynamik der TUHH

Petar Kiš beschäftigte sich in seiner Diplomarbeit („Numerische Modellierung wandnaher Transportvorgänge zur Simulation der Tragflügelvereisung“) mit der Physik von Vereisungen, wie sie auf Außenwänden von Flugzeugen auftreten können. Hierbei ist der Wärmeübergang von zentraler Bedeutung und muss daher möglichst genau bestimmt werden. Dem TUHH-Studenten gelang es, die Prognose des Eisaufbaus entscheidend zu verbessern. Er entwickelte hierzu verschiedene Ansätze, um die Berechnungsgenauigkeit des Wärmeübergangs in numerischen Simulationen zu erhöhen. Seine Verfahren erlauben eine industrielle Anwendbarkeit. Die Arbeit stellt einen technischen Fortschritt dar, denn ein wesentliches Ergebnis ist eine verbesserte Bestimmung der so genannten Wandwärmestromdichte mit einer von Forschung und Lehre verwendeten Software.

Ingenieure ohne Grenzen Hamburg
Die Ingenieure ohne Grenzen der TUHH haben 2006 unter großem Interesse eine Vortragsreihe an der TUHH zum Thema „Ingenieure in der Entwicklungshilfe“ durchgeführt. Daraus entstand ein konkretes Hilfsprojekt für eine Waisenschule in Burkina Faso. 40 Computer, Monitore und Netzwerkteile sowie weitere Spenden wurden im vergangenen Jahr nach Westafrika transportiert. Ziel dieser seit eineinhalb Jahren bestehenden Arbeitsgemeinschaft des AStA ist es, Ideen für Entwicklungshilfeprojekte zu entwickeln und diese in die Tat umzusetzen. Mit dem Preisgeld will die derzeit 17 Mitglieder starke Gruppe die erfolgreiche Vortragsreihe ausbauen und weitere Projekte durchführen. Als nächstes geplant ist der Aufbau eines Sanitärsystems in einem äthiopischen Dorf.

Der bundesweite Verein Ingenieure ohne Grenzen e.V. ist eine gemeinnützige Hilfsorganisation, die sich vorrangig mit der Lösung ingenieurtechnischer Aufgaben befasst. Der Verein besteht sowohl aus aktiven Ingenieuren aus den verschiedensten Bereichen sowie Architekten und Studenten des Ingenieurwesens, als auch aus Unterstützern und Sponsoren aller Berufe.

Jonas Witt (24), Robert Kesten (23), Allgemeine Ingenieurwissenschaften, sowie Björn Annighofer (25), Informatik-Ingenieurwesen, jeweils im achten Semester

Der Aufmerksamkeit von Messebesuchern dürfte sich der Flugroboter in Form eines Quadrokopters sicher sein. Doch abgesehen vom Showeffekt, wird der Hubschrauber mit seinen vier Rotoren auch Gegenstand von Forschungsarbeiten sein. Das Konzept dafür haben Jonas Witt, Robert Kesten und Björn Annighofer entwickelt. Es wurde in einem TUHH-internen Wettbewerb, bei dem Exponate zur Demonstration ingenieurwissenschaftlicher Leistungen im öffentlichen Raum gesucht wurden, als bestes ausgewählt. Der Prototyp hat sich auf Anhieb als flugtauglich erwiesen. Der Quadrokopter wird von vier effizienten Elektromotoren (Brushless-Motoren) angetrieben, die später durch Lithium-Polymer-Akku gespeist werden sollen. Seine Flugzeit liegt bei etwa 20 Minuten.


TUHH - Pressestelle
Jutta Katharina Werner
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