TUHH-Ringvorlesung "Energiewende - Stand und Herausforderungen"

Der dritte Teil der Ringvorlesung thematisiert die intelligente Nutzung der zur Neige gehenden Ressourcen fossiler Energierohstoffe im 21. Jahrhundert

01.05.2013

Dr. Harald Andruleit.
Dr. Harald Andruleit. Foto: privat

Fossile Energierohstoffe sind endlich: Eine Binsenweisheit und doch Anlass für kontroverse Sichtweisen. Ein zurückgehendes Angebot beziehungsweise eine kurzfristig absehbare Erschöpfung ihrer Ressourcen hätte dramatische Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Dies ist - neben dem Engagement für den Klimaschutz - ein Kerngedanke vieler Argumentationen in der Diskussion um einen Umbau der Energiesysteme. Wichtige Fragen sind dabei: Wie groß sind die zur Verfügung stehenden Mengen an Erdöl, Erdgas, Kohle und Kernbrennstoffen? Ist eine kurzfristige Verknappung für einen oder mehrere fossile Energieträger zu erwarten? Welche Rolle spielen die sogenannten nicht-konventionellen Kohlenwasserstoffe, insbesondere das Schiefergas?

Antworten auf diese Fragen wird der Geologe Dr. Harald Andruleit geben, wenn er Freitag, 3. Mai, im Rahmen der Ringvorlesung einen Vortrag mit dem Titel "Fossile Energierohstoffe im 21. Jahrhundert - Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit" halten wird. Harald Andruleit ist tätig im Bereich "Energierohstoffe" in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) mit Sitz in Hannover. Zu seinen Kernaufgaben gehört die Beratung der Bundesregierung auf dem Energierohstoffsektor (Erdöl, Erdgas, Kohle, Kernbrennstoffe) durch Erfassung und Auswertung der weltweiten Entwicklungen zu Exploration, Vorräten und Produktion von Energierohstoffen sowie Analysen zur Verfügbarkeit von Energierohstoffen. Nach seinem Geologie-Studium an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und anschließender Promotion im Themenbereich Paläo-Ozeanologie wechselte er 1996 an die BGR. Dort arbeitete er zunächst als Mikropaläontologe. Nach einjähriger Abordnung im Jahr 2000 als Referent im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie wechselte er nach seiner Rückkehr an die BGR in die Fachrichtung "Energierohstoffe" und übernahm neue Aufgaben im Rohstoffsektor. Seit 2009 leitet Dr. Andruleit den Arbeitsbereich "Verfügbarkeit der Energierohstoffe".

Seine Bilanz lautet: "Wie in den vergangenen 30 Jahren wird auch heute der weitaus größte Anteil am globalen Primärenergieverbrauch von fossilen Energierohstoffen getragen. Die vor wenigen Jahren überwundene Finanz- und Wirtschaftskrise fand ihren Niederschlag lediglich in einem kurzfristigen Rückgang des Verbrauchs im Jahr 2009. Der bestehende Trend eines zunehmenden von fossilen Rohstoffen getragenen Energiebedarfs setzte sich anschließend unverändert fort. Auch wenn nicht alle Länder gleichermaßen dieser globalen Entwicklung folgen, wird der Bedarf an fossilen Energieträgern absehbar weiter zunehmen. Die Frage nach einer sicheren Versorgung mit Energierohstoffen ist daher für jede von Rohstoffimporten abhängige Volkswirtschaft von hoher Bedeutung."

Die Internationale Energie-Agentur (IEA), die 1974 als autonome Institution gegründet wurde, schreibt in dem von ihr 2011 veröffentlichten "World Energie Outlook": "Trotz der ungewissen Aussichten bezüglich des kurzfristigen Wirtschaftswachstums nimmt der Energieverbrauch im Szenario der neuen energiepolitischen Rahmenbedingungen zu. Das Zeitalter der fossilen Brennstoffe ist noch lange nicht vorüber, ihre Vormachtstellung geht jedoch zurück ... Die Nachfrage nach allen fossilen Brennstoffen steigt, ihr Anteil am weltweiten Primärenergieverbrauch geht allerdings leicht von 81% im Jahr 2010 auf 75% im Jahr 2035 zurück. Erdgas ist der einzige fossile Energieträger, dessen Anteil am Weltenergiemix im Zeitraum bis 2035 zunimmt. In der Stromwirtschaft beruht die Hälfte der zur Deckung der wachsenden Nachfrage installierten neuen Kraftwerkskapazitäten auf erneuerbaren Energietechnologien, allen voran Wasser- und Windkraft ... Im vergangenen Jahrzehnt wurde fast die Hälfte der Zunahme des weltweiten Energiebedarfs durch Kohle gedeckt. Ob sich dieser Trend ändert und wenn ja wie schnell, gehört zu den wichtigsten Fragen für die Zukunft der weltweiten Energiewirtschaft."

Über "Marktdesign für Elektrizitätswerke mit höheren Anteilen regenerativer Energien - Überlegungen und deren Bewertung" referiert am Freitag, 17. Mai, Felix Chr. Matthes vom Öko-Institut e.V. Berlin.

Die Ringvorlesung findet jeweils freitags von 14.30 bis 16.00 Uhr im Hörsaal des Gebäudes K, Denickestraße 15, statt.

Interessierte Bürger, Studierende und Experten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.


TUHH - Pressestelle
Martina Brinkmann
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