Bio-Abfall richtig nutzen

Lokaler Lebensmittelkreislauf in Wilhelmsburg

25.03.2021

Eine Biogas-Anlage im Kleinstformat.
Eine Biogas-Anlage im Kleinstformat. Foto: EcoCi

Matschige Tomaten, braune Apfelkerngehäuse oder alte Kartoffelschalen: Auch plastikfreie Produkte wie Obst und Gemüse produzieren Abfall, der entsorgt werden muss. „Dabei können selbst diese Lebensmittelreste noch nachhaltig genutzt werden, da sie sehr energiehaltig sind“, sagt Steffen Walk, Forscher an der Technischen Universität Hamburg. Um aus Bio-Abfall Energie zu gewinnen, wollen Walk und sein Team im Projekt „Ecologic Cycling“ (EcoCi) eine Biogasanlage m Kleinstformat in den Wilhelmsburger Zinnwerken errichten. Um den Kreislauf zu schließen wird es zusätzlich Kompostierboxen, Hochbeete und eine Kochstelle geben. Ziel ist es, die Bevölkerung für Lebensmittelverschwendung zu sensibilisieren und das Bewusstsein für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu stärken.

Biogas und Kompost statt Verschwendung

Als Grundlage für die Biogasanlage dienen die Abfälle der hiesigen Restaurants und Großküchen im Stadtteil Wilhelmsburg. Der Prozess, der dafür genutzt wird, nennt sich „Anaerobe Vergärung“. Dies ist ein natürlicher biochemischer Vorgang unter Ausschluss von Sauerstoff, der in der Natur zum Beispiel in Sümpfen oder Kuhmägen vorkommt. Dabei wird die Biomasse abgebaut und in Biogas umgewandelt. Das Gas besteht aus Methan und Kohlendioxid, wobei das Methan der energiereiche Teil ist. Der übriggebliebene Gärrest, der wertvolle Bodennährstoffe beinhaltet, wird im Nachhinein kompostiert und als Dünger für Ackerfläche genutzt. Mit diesem Prinzip möchte Steffen Walk von einem linearen Denken in der Lebensmittelentsorgung abweichen. „Viele Menschen wissen gar nicht, was mit ihren Bio-Abfällen passiert und was man mit ihnen noch machen kann. So ermöglicht die Kreislaufwirtschaft, Essensreste als Energieträger zum Kochen und als Kompost für den Lebensmittelanbau zu nutzen“, so der TU-Forscher.

Das Projekt zeigt anschaulich, wie eine lokale Kreislaufwirtschaft funktioniert.
Das Projekt zeigt anschaulich, wie eine lokale Kreislaufwirtschaft funktioniert. Foto: morgen (https://morgen.jetzt/)

Kreislaufwirtschaft verstehen

Erste Testversuche in den Wilhelmsburger Zinnwerken wurden schon im Herbst des vergangenen Jahres durchgeführt. Richtig anlaufen soll die Biogasanlage aber erst im August im Rahmen der Summer School ex_kurs. „Wir möchten, dass das Projekt als fächerübergreifendes Lernobjekt dient“, sagt Walk. So haben Studierende aller Hamburger Hochschulen, Schülerinnen und Schüler der Stadteilschule Wilhelmsburg und alle Interessierten die Möglichkeit, die Biogasanlage weiterzuentwickeln und eigene Versuche umzusetzen. Derzeit besteht das „EcoCi“-Team aus Mitgliedern der TU Hamburg, des Zinnwerke e.V., der Hafencity Universität, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und einem ehemaligen Mitarbeiter der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA).

Ausgezeichnete Idee

Für ihr innovatives Projekt wurden Steffen Walk und sein Team mit dem 3. Platz beim diesjährigen Harburger Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Der Bezirk Harburg ehrt mit dem Nachhaltigkeitspreis jährlich Einzelpersonen, Gruppen, Organisationen, Unternehmen oder Institutionen für innovative und nachhaltige Projekte. Dabei stehen vor allem die Aspekte Ökologie, Soziales und Wirtschaft im Fokus. Die Preisausschreibung richtet sich vorrangig an Engagierte, die in Harburg wohnen und/oder wirken.

Weitere Informationen zum Projekt und zur Summer School www.exkurs.world/property-item/summer_school_2021


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