SICK-Förderpreis: Beste TUHH-Abschlussarbeiten und Dissertation mit 10.000 Euro ausgezeichnet

10.12.2015

Strahlende Preisträger: v.l. Oliver Kunc, Regina Cheung und Jan Marek Marcinczak
Strahlende Preisträger: v.l. Oliver Kunc, Regina Cheung und Jan Marek Marcinczak
Foto: TUHH/Brinkmann

Zum zweiten Mal wurde der SICK-Förderpreis am Mittwoch, 9. Dezember 2015, an zwei Nachwuchswissenschaftler sowie an eine Nachwuchswissenschaftlerin der Technischen Universität Hamburg (TUHH) verliehen. Den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis für herausragende Arbeiten zum Thema: „Technisch-wissenschaftlicher Fortschritt zum Vorteil von Mensch und Gesellschaft“ stiftete die Mäzenin Renate Sick-Glaser, die Tochter von Dr. Erwin Sick, dem Gründer der SICK AG in Waldkirch. Im Beisein von TUHH-Präsident Professor Garabed Antranikian zeichnete Franz Bausch, Vorstand SICK-Stiftungs GmbH, die Preisträger Dr. Jan Marek Marcinczak, Regina Cheung und Oliver Kunc aus. Die Dissertation wurde mit 6.000 Euro ausgezeichnet, zwei Masterarbeiten mit jeweils 2.000 Euro. Rund 70 Gäste nahmen an der feierlichen Verleihung der Preise im Studentischen Lern- und Kommunikationszentrum im Hauptgebäude der TUHH teil. Franz Bausch: "Die Preise sollen ein Ansporn sein und junge Menschen motivieren, technischen Fortschritt aktiv mitzugestalten."

Den mit 6.000 Euro dotierten Preis für die beste Dissertation nahm Jan Marek Marcinczak entgegen. Seine Arbeit trägt den Titel „Image Analysis of Mini-Laparoscopic Sequences for Computer Aided Diagnosis of Liver Cirrhosis“. „Die Dissertation von Jan Marek Marcinczak ist meines Erachtens sowohl hinsichtlich grundlegender wissenschaftlicher Erkenntnisse als auch das klinische Anwendungspotential betreffend hervorragend“, lobte TUHH-Professor Rolf-Rainer Grigat, Leiter der TUHH-Arbeitsgruppe Bildverarbeitungssysteme, die Arbeit des Preisträgers. Die Mini-Laparoskopie ist ein minimal invasives Verfahren, welches in der inneren Medizin zur Untersuchung des Bauchraumes eingesetzt wird. Üblicherweise werden zur Bestimmung einer Leberzirrhose – dem Endstadium chronischer Leberkrankheiten – kleine Mengen von Gewebe mit speziell hohlen Nadeln aus der Leber entnommen und diagnostiziert. Marcinczak ist es gelungen, die Entwicklung von Leberzirrhose anhand der räumlichen Oberflächenstruktur der Leber zu bestimmen. Die dafür notwendigen Videoaufnahmen werden mittels einer sogenannten Mini-Laparoskopie (Bauchspiegelung) während eines minimal invasiven Eingriffs mit Endoskopen von 1,9 bis 3,5 Millimetern Durchmesser aufgenommen. Während die computer- und bildgestützte Assistenz bei operativen Eingriffen schon in den klinischen Alltag gehören, ist die computergestützte Diagnose in der Mini-Laparoskopie noch Gegenstand der Forschung. Das Fernziel dieser Diagnose ist es, Merkmale aus den Bildsequenzen zu ermitteln, welche eine quantitative Charakterisierung der Organoberfläche zulassen. Die in dieser Dissertation vorgestellten Algorithmen bilden die Grundlage für eine computergestützte Diagnostik in der Mini-Laparoskopie bei Leberzirrhose. Merkmal und Schwerpunkt von Marcinczaks Arbeit sind hierbei die 3D Rekonstruktion der Leberoberfläche aus monokularen minilaparoskopischen Sequenzen. Neben dem hohen wissenschaftlichen Niveau betonte Professor Grigat die ebenso hervorragende Publikationstätigkeit des Preisträgers, der von 2005 bis 2010 Elektrotechnik an der TUHH studierte.

Den Preis für die beste Dissertation nahm Jan Marek Marcinczak (Mitte) entgegen. Ihm gratulierten v.l. Wolfgang Bay (SICK AG), TUHH-Präsident Prof. Garabed Antranikian, Franz Bausch (Vorstand SICK-Stiftungs GmbH), TUHH-Vizepräsident Forschung Prof. Andreas Timm-Giel und TUHH-Professor Rolf-Rainer Grigat.
Den Preis für die beste Dissertation nahm Jan Marek Marcinczak (Mitte) entgegen. Ihm gratulierten v.l. Wolfgang Bay (SICK AG), TUHH-Präsident Prof. Garabed Antranikian, Franz Bausch (Vorstand SICK-Stiftungs GmbH), TUHH-Vizepräsident Forschung Prof. Andreas Timm-Giel und TUHH-Professor Rolf-Rainer Grigat.
Foto: TUHH/Brinkmann

Regina Cheung nahm den Preis für ihre im Bereich der Logistik, Infrastruktur und Mobilität angesiedelte Masterarbeit mit dem Titel „Konzepte zur Analyse der Arbeitsproduktivität mit der Microsoft Kinect“ entgegen. Produktives und strukturiertes Handeln spielt eine wesentliche Rolle für Unternehmen, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. Insbesondere die Arbeitsproduktivität gilt es in Hochlohnländern wie Deutschland zu steigern, um den hohen Personalkosten entgegen zu wirken. Jedoch ist die Durchführung professioneller Produktivitätsanalysen gerade für kleine und mittlere Unternehmen sehr kosten- und zeitintensiv. Die Preisträgerin prüfte verschiedene Methoden, anhand derer sich die Arbeitsproduktivität kostengünstig analysieren lassen. Für ihre Untersuchungen nutzte Cheung die Microsoft Kinect der Xbox 360, eine 3D-Kamera mit einer preiswerten Technologie zur Erfassung menschlicher Bewegungen. Sie untersuchte drei Methoden zur Produktivitätsanalyse auf ihre Durchführbarkeit mit der Kinect: Primär-Sekundär-Analyse (PSA), Integrale handlungsorientierte Produktivitätsanalyse (IHP) sowie Methods-Time-Measurement (MTM). Aufgrund der eingeschränkten Tätigkeitserkennung der Kinect wurden diese Methoden für die Nutzung mit der Kamera angepasst und auf diese Weise Konzepte zur Messung der Arbeitsproduktivität entwickelt. Laudator Professor Wolfgang Kersten, Leiter des TUHH-Instituts für Logistik und Unternehmensführung: „Dieser Prototyp erlaubt es erstmals, manuelle Arbeitsplätze ohne besondere Vorkenntnisse zügig zu untersuchen und Potenziale im Arbeitsablauf aufzudecken. Frau Cheung legt mit ihrer Arbeit die Grundlage für weiterführende Anwendungen wie eine Analyse der Ergonomie oder die Schulung von Bewegungsabläufen.“ Regina Cheung studierte von 2009 bis 2012 im Bachelor-Studiengang "Logistik und Mobilität" und anschließend bis 2015 im Masterstudiengang „Logistik und Mobilität“ an der TUHH.

Die zweite ausgezeichnete Masterarbeit verfasste Oliver Kunc. Sie trägt den Titel: „Integriertes Messsystem zur kontinuierlichen Blutdruckmessung mithilfe der Pulswellenlaufzeitmethode“. Bluthochdruck gehört zu den häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit. Laut der Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) leiden zirka 30 Prozent der Männer und rund 25 Prozent der Frauen an erhöhtem Blutdruck. Daher ist eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von großer Bedeutung. Die gebräuchliche Messung mit Druckmanschette jedoch erlaubt nur große Messintervalle, so dass kurzzeitige Blutdruckschwankungen nicht erkannt werden können. Idealerweise wird eine kontinuierliche schlaggenaue Blutdruck-Überwachung benötigt. Hier hat sich der Preisträger für die Methode der Pulswellenlaufzeitmessung entschieden. Erfasst wird dabei die Laufzeit einer Pulswelle, die bei der Kontraktion des Herzmuskels entsteht und sich bis zu den Extremitäten ausbreitet. Die Kontraktion des Herzmuskels kann mit Hilfe eines EKG erfasst werden, während der Zeitpunkt der Ankunft der Pulswelle, z.B. am Finger, mittels eines photometrischen Sensors bestimmt werden kann. In seiner Laudatio betonte Professor Hoc Khiem Trieu, Leiter des TUHH-Instituts für Mikrosystemtechnik: „Oliver Kunc hat es in seiner Masterarbeit geschafft, ein komfortabel tragbares Gerät, ein sogenanntes „Wearable“ mit gerade 40 Gramm Gewicht zu entwickeln und zu testen. Mit Akribie und mit Liebe zum Detail brachte er für die Entwicklung des Gesamtsystems verschiedene Kompetenzen von der Systemauslegung über Schaltungsentwurf, Firmware-Entwicklung, Echtzeitsignalverarbeitung bis hin zur Entwicklung eines Analyse-Algorithmus ein. Mit der großen Bandbreite von der Hardware- bis zur Softwareentwicklung und die detaillierte Erprobung des Systems weiß er von seiner grundlegenden elektrotechnischen Ausbildung zu überzeugen.“ Für die mobile Anwendung hat Kunc ein energieautarkes System realisiert, das neuartige Möglichkeiten in der Diagnostik von Bluthochdruck und zur Bestimmung von Vitalparameter in der Telemedizin erlaubt. Oliver Kunc studierte von 2008 bis 2015 Elektrotechnik an der TUHH.

SICK ist einer der weltweit führenden Hersteller von Sensoren und Sensorlösungen für industrielle Anwendungen. Das 1946 von Dr.-Ing. e. h. Erwin Sick gegründete Unternehmen mit Stammsitz in Waldkirch im Breisgau nahe Freiburg zählt zu den Technologie- und Marktführern und ist mit mehr als 50 Tochtergesellschaften und Beteiligungen sowie zahlreichen Vertretungen rund um den Globus präsent. Im Geschäftsjahr 2013 beschäftigte SICK mehr als 6.500 Mitarbeiter weltweit und erzielte einen Konzernumsatz von 1.009,5 Mio. Euro.

Fotos der Preisverleihung

See also: http://www.sick.com


TUHH - Public Relations Office
Martina Brinkmann
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