Nachhaltige Baustoffe der Zukunft – Tagung Bauchemie 2011 an der TUHH

06.10.2011

Prof. Dr-Ing. Frank Schmidt-Döhl am Rednerpult bei der Tagungseröffnung
Prof. Dr-Ing. Frank Schmidt-Döhl am Rednerpult bei der Tagungseröffnung
Foto: TUHH/Jupitz

In der globalen Debatte um Nachhaltigkeit und Klimaschutz spielt auch die Bauindustrie eine zentrale Rolle. Nicht nur bei der Wärmeisolierung, sondern auch bei der Herstellung von Bindemitteln liegt ein großes CO2Sparpotential vor. Um nachhaltige Baustoffe der Zukunft geht es heute und morgen, am 6. und 7. Oktober, bei der Tagung der Gesellschaft Deutscher Chemiker an der TU Hamburg in Harburg.

Etwa 250 Experten aus Hochschulen, Unternehmen, Verbänden und Forschungsinstitutionen kommen zusammen, um sich bei Vorträgen und Postern über neue, nachhaltige Entwicklungen bei Baustoffen zu informieren und darüber zu diskutieren. Im ersten Hauptvortrag stellt Ministerialrat Hans Dieter Hegner, Leiter des Referats Bauingenieurwesen im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung, die Anforderungen und Instrumente vor, die es beim nachhaltigen Bauen des Bundes zu berücksichtigen gilt. Dazu hat das Bundesverkehrsministerium einen „Leitfaden Nachhaltiges Bauen“ in diesem Jahr verbindlich für den Bau von Bundesgebäuden vorgelegt. Weitere Hauptvorträge befassen sich mit den Trends bei der Entwicklung CO2-reduzierter Zemente für nachhaltigen Beton, mit dem Wandel, dem Rohstoffe für die bauchemische Industrie unterliegen sowie computerbasierten Methoden in der Bauchemie.

Die Tagung wird von der Fachgruppe Bauchemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker veranstaltet und an der TUHH von Prof. Dr-Ing. Schmidt-Döhl und Dr-Ing. Gernod Deckelmann vom Institut für Baustoffe, Bauphysik und Bauchemie organisiert.

Kohlendioxid-Emissionen zu reduzieren, wird insbesondere für die Herstellung von Zement angestrebt, da diese für etwa fünf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. An der Empa, einer interdisziplinären Forschungs- und Dienstleistungsinstitution für Materialwissenschaften und Technologieentwicklung in der Schweiz, forscht man unter anderem über Zemente auf Basis von Calciumsulfoaluminat. Sie finden beispielsweise Verwendung als Bindemittel­komponente – gemeinsam mit Portlandzement und Calciumsulfat – für schnellerhärtende Mörtel. Das Erhärten beruht auf der Bildung wasserhaltiger Verbindungen, der Hydratationsprodukte. Verzögert wird es durch Zugabe von Citronensäure oder Gluconat. Gerade bei den komplexen ternären Systemen gibt es noch viel Forschungsbedarf, was die Hydratationsmechanismen angeht, um nicht nur nachhaltige, sondern auch qualitativ gute Produkte zu erhalten. Verschiedene physikalisch-chemische Analysenmethoden müssen sinnvoll miteinander kombiniert werden, um sichere Informationen über die Hydratations­mechanismen und -produkte zu erhalten.

Aus Gründen besserer Umweltverträglichkeit und der Notwendigkeit zur Ressourcenschonung rücken Zusatzmittel aus nachwachsenden Rohstoffen zunehmend ins Blickfeld der Bau­stoffindustrie. Aus der Bauhaus-Universität Weimar wird berichtet, wie sich derivatisierte Getreidemehle, in geringen Mengen zugesetzt, auf die Frisch- und Festeigenschaften von Zementsuspensionen für Fliesenkleber, Spritzbeton und Putzsystemen auswirken. Man erhofft sich von den derivatisierten Getreidemehlen, die aus Stärke, Proteinen und Pentosanen bestehen, dass sie eine Alternative zu den Stärke- und Celluloseethern darstellen, die als derzeit marktübliche Additive eingesetzt werden, aber verfahrenstechnisch und wirtschaftlich nur sehr aufwändig hergestellt werden können. Die Forschungsarbeiten, denen wiederum physikalisch-chemische Analysenverfahren zu Grunde liegen, konzentrieren sich auf die rheologischen Eigenschaften, das Wasserrückhaltevermögen, die Erstarrungszeiten, die Erhärtungsverläufe, die Wasserlöslichkeit und die Hydratationsmechanismen und sind noch längst nicht abgeschlossen.

Weitere Themen, die auf der Tagung an der TU Hamburg angesprochen werden, sind die umwelt­freundliche Herstellung keramischer Fliesen auf Geopolymerbasis, Vakuumdämmstoffe für das Bauwesen, die Nutzung von Nanopartikeln in der Bauchemie oder die Verringerung bzw. Verzögerung von Bauwerkschäden insbesondere durch Umwelteinflüsse.

Kontakt für Rückfragen:

TU Hamburg Harburg
Institut für Baustoffe, Bauphysik und Bauchemie
Prof. Dr-Ing. Frank Schmidt-Döhl
Tel.: 040 / 428 78-3224
E-Mail:schmidt-doehl@tu-harburg.de

See also: www.gdch.de/bauchemie2011


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