Ausgezeichnet: Fafnir-Preis für TUHH-Diplomandin Maide Güzel

24.02.2011

Maide Güzel
Maide Güzel
Foto: TUHH/Jupitz

Als Maide Güzel 2003 aus der Türkei nach Hamburg kam, sprach sie kein Wort Deutsch. Doch ihr Ziel war klar: eine neue Sprache lernen, etwas Anspruchsvolles studieren und andere Kulturen kennen lernen. All dies ist ihr gelungen. Und noch mehr. Denn heute, acht Jahre später, wird sie für ihre Diplomarbeit im Studienfach Informatik-Ingenieurwesen an der TU Hamburg-Harburg (TUHH) mit dem Fafnir-Preis ausgezeichnet.

Mit dem in 2008 initiierten Preis werden junge Talente der Ingenieurwissenschaften an der TUHH für ihre hervorragende Abschlussarbeiten im Bereich der Sensortechnik gefördert. Der Preis ist mit 1 500 Euro dotiert und wird von der Fafnir GmbH vergeben, einem führenden Hamburger Unternehmen auf dem Gebiet der Tankstellen- und Umweltschutzsensorik.

Maide Güzel kommt aus einer Akademikerfamilie mit vielen Vorbildern. Ein Bruder ist Herzchirurg, der andere Elektrotechniker, die älteste Schwester ist Krankenschwester und die zweite hat ebenfalls an der TU studiert. Studieren und Karriere machen, das wollte die 26-Jährige schon früh. Und es sollte technisch und anspruchsvoll sein. Die Entscheidung für den Studiengang Informatik-Ingenieurwesen fiel aufgrund dessen großer Bandbreite, sowohl als Studienfach als auch für die späteren Berufmöglichkeiten. Für die TU entschied sie sich mit 17, nach ihrem ersten Besuch in Deutschland bei der Schwester in Hamburg.

„Als ich nach Deutschland kam, habe ich sechs Monate einen Sprachkurs besucht und dann angefangen zu studieren. Das erste Jahr im Studium war hart, ich habe nicht viel verstanden. Außer in Mathematik, aber das waren ja auch nur Zahlen“, erzählt sie lachend. Heute, acht Jahre später, spricht sie fließend Deutsch. Was ihr während ihres Studiums an der TU besonders gefallen hat? Mit so vielen Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammenzutreffen, antwortet Güzel. Auch nach ihrem Studium will sie deshalb an dem einmal pro Semester stattfindenden TUHH-Kurs „Literatur und Kultur“ teilnehmen, einer Art Buch-Club für Studierende aus vielen Ländern, die sich jeweils intensiv mit einem Werk der deutschen Literatur befassen.

Dr. W. Strittenlacher (FAFNIR) und M. Güzel
Dr. W. Strittenlacher (FAFNIR) und M. Güzel
Foto: TUHH/Jupitz

Ihre Diplomarbeit beschäftigt sich mit implantierten RFID-Transpondersystemen, die bei Metallimplantaten für Knochenbrüche eingesetzt werden. An den Implantaten werden Lastenmessungen vorgenommen, um Informationen über die Steifigkeit der Fixierung zu erhalten. So lassen sich sowohl chirurgische Eingriffe als auch die postoperative Behandlung optimieren. Der Vorteil dieser Methode für den Patienten: Er ist keiner Strahlung ausgesetzt.

Die vom RFID-Transponder gemessenen Daten werden mittels eines Lesegerätes erfasst. Diese Übertragung ist fehleranfällig. „Meine Aufgabe bestand darin, Codierungsalgorithmen zu schreiben, die Fehler erkennen und korrigieren“, erklärt Güzel. Da der Transponder im Körper über keine eigene Energieversorgung verfügt, wird ihm die gesamte Energie, die für die Datenübermittlung nötig ist, von außen mittels eines Magnetfeldes über das Lesegerät zugeführt. Dennoch hat der Transponder nur begrenzte Energie zur Verfügung. Aus diesem Grund muss ein Codieralgorithmus implementiert werden, der besonders energieeffizient ist. Durch rückgekoppelte Schieberegister, die in Software implementiert wurden, ist Güzel dies gelungen.

Seit Januar arbeitet Maide Güzel in der Allied Vision Technologies GmbH in der Niederlassung Ahrensburg, ein Unternehmen aus Thüringen, das Hightech-Digitalkameras für anspruchsvolle Bildverarbeitungsanwendungen entwickelt und herstellt. Dort ist sie als Software-Entwicklerin tätig und kümmert sich ebenfalls um das Innovationsmanagement. Besonders freut sie sich über die kreativen Möglichkeiten und die anspruchsvollen Aufgaben, die ihre Position ihr bieten. Denn Herausforderungen, die braucht sie.

Für die nähere Zukunft hat sie sich viel vorgenommen: Erfolgreich sein, mehr Verantwortung tragen, eine Expertin auf ihrem Gebiet werden. Und eine weitere Sprache erlernen, am liebsten Spanisch. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, noch einmal in ein fremdes Land zu gehen, antwortet sie: „Schon. Aber es sollte dort warm sein und nicht zu weit weg von der Türkei.“

Text: Anke Mönning


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Jutta Katharina Werner
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